Doch heißt das, dass man Tierversuche konsequent – ohne Ausnahme – kategorisch ablehnen sollte? Wir von CD haben bemerkt, dass es zu diesem Thema sehr viel Unwissen, Halbwissen und leider auch besonders viel falsches Wissen gibt. Daher möchten wir mit diesem Artikel helfen, ein wenig Aufklärung zu betreiben. Wir finden nämlich, dass jegliche Form von Extremismus falsch ist. Ob in der Politik, Religion oder eben bei der Einstellung zum Thema Tierversuche – eine sture, einseitige Sichtweise, die sich unverrückbar auf ein Urteil festlegt, ohne auch nur die Gegenseite anzuhören, führt in der Regel nicht zur Lösung eines Problems, sondern zur Verschärfung des Konfliktes und zur Verhärtung der Fronten. Wer glaubhaft seinen Standpunkt vertreten möchte, muss auch die Argumente der Gegenseite kennen (was nicht heißt, dass man sie auch akzeptieren muss).
Wer verstehen möchte, muss auch etwas aushalten können. Daher dieser Bericht.
Vorab etwas, das viele (noch) gar nicht wissen: Mit Inkrafttreten der neuen EU Kosmetikverordnung vom 11. Juli 2013 sind Tierversuche für Kosmetikprodukte in der EU verboten. Auch einzelne Rohstoffe (für Kosmetik) dürfen nicht mehr an Tieren getestet werden, wenn die Produkte in der EU vertrieben werden sollen. Deswegen ist es auch nicht (mehr) erlaubt, in der EU damit zu werben, dass ein Kosmetikprodukt nicht an Tieren getestet worden ist, denn es ist selbstverständlich, dass keine Tierversuche gemacht wurden – es ist ja gesetzlich verboten. Die Aussage „nicht an Tieren getestet“ ist damit neuerdings eine irreführende Aussage und ist daher auch nicht mehr erlaubt. „Nicht an Tieren getestet“ zu sein ist spätestens seit dem 11.7.2013 für Kosmetik eine Selbstverständlichkeit in der EU.
Die Marke CD schreibt schon seit Jahren auf seinen Verpackungen „CD engagiert sich gegen Tierversuche“, und das auch immer noch, selbst nachdem die neue Kosmetikverordnung vom Sommer 2013 herausgebracht wurde. Damit bezeugen wir nämlich nicht nur, dass unsere Produkte nicht an Tieren getestet wurden (wie oben beschrieben ist das sowieso gesetzlich verboten und somit eine Selbstverständlichkeit), sondern, dass wir von CD etwas gegen Tierversuche im Allgemeinen unternehmen, denn Tierversuche finden noch immer gesetzlich geregelt in vielen anderen Bereichen statt (Grundlagenforschung, Pharmazie, chemische Industrie…). Außerdem gibt es viele Marken der Kosmetikbranche, die global tätig sind und in einer Zwickmühle stecken, denn Länder wie China fordern noch häufig, dass Produkte, die nach China eingeführt werden, an Tieren getestet sein müssen. Für eine Marke wie CD, die nur in Europa vertrieben wird, ist es unter diesen Umständen natürlich recht einfach zu behaupten, dass wir tierversuchsfrei sind, denn wir exportieren sowieso nicht nach Asien. Wie sich andere Körperpflegemarken, die weltweit verkauft werden, entscheiden, möchten wir hier gar nicht beurteilen. Es hängen womöglich viele Arbeitsplätze an solchen Entscheidungen und es war und ist nie unser Anliegen mit dem Finger auf andere zu zeigen oder jemanden an den Pranger zu stellen. Fakt ist aber auch, dass die meisten Tierversuche gar nicht im Bereich Kosmetik/Körperpflege stattfinden, sondern in anderen Bereichen. Die Kosmetikindustrie wird/wurde hier unserer Meinung nach ein wenig benutzt von zahlreichen Interessensgruppen, die sich gegen Tierversuche einsetzen, um mit dem Thema an die breite Öffentlichkeit zu gelangen. Es ist nun mal so, dass fast jeder Bürger Duschgel, Creme und Shampoo benutzt und sich somit betroffen fühlt, wenn das Thema Tierversuche im Zusammenhang mit Kosmetik diskutiert wird. Dabei wird /wurde aber teilweise vergessen, dass Tierversuche auch bzw. vor allem in ganz anderen Bereichen wie z.B. in der Pharmaindustrie stattfanden und teilweise auch immer noch dort stattfinden. Ist die Pharmaindustrie also der Bösewicht? Das ist nicht so einfach zu beantworten. Man stelle sich einfach mal vor, man stünde kurz davor ein Medikament gegen Krebs zu erfinden, das hunderttausenden Menschen das Leben retten könnte. Wenn hierzu Tierversuche notwendig wären, weil einfach keine alternativen Methoden zur Verfügung stehen, dann wäre das womöglich ein ehrenwertes Ziel. Wer möchte sich das Recht herausnehmen tausenden von Menschen das Recht auf Heilung zu verwehren, um seinen Standpunkt zum Thema Tierversuche kategorisch durchzusetzen?
Das heißt aber lange noch nicht, dass man Tierversuche (selbst in so krassen Fällen wie z.B. der Krebsforschung) gutheißen muss. Denn natürlich ist es grausam, dass Tiere gequält werden.
Was also tun?
Unserer Meinung nach ist es am besten sich konkret damit zu beschäftigen, wo genau noch Tierversuche stattfinden, in welcher Anzahl und, warum diese Tests an Tieren gemacht werden. Außerdem ist es sehr wichtig zu verstehen, warum bei bestimmten Forschungsprojekten noch keine alternativen Testmethoden zum Einsatz kommen, um genau bestimmen zu können, welche alternativen Testmethoden erforscht werden sollten und wie die Prioritäten zu setzen sind. Es wäre auch bereits ein Fortschritt, wenn man bestehende Tiertestverfahren verbessert. „Verbessert“ heißt, dass zwar immer noch Tierversuche stattfinden, aber man für das gleiche Ergebnis insgesamt weniger Tiere über einen kürzeren Zeitraum benötigt. Ein kurzer Test mit wenigen Tieren ist zwar immer noch schlimm, aber besser als ein Test mit vielen Tieren, der über lange Zeit läuft.
Aus diesem Grund unterstützt CD die SET: Die Stiftung zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen. Ein zentrales Thema dieser Stiftung ist das sogenannte 3R-Prinzip:
Bereits vor fünfzig Jahren schlugen zwei britische Forscher, der Zoologe Bill Russell und der Mikrobiologe Rex Burch, das Prinzip der „3R“ als Leitlinie vor, um Tierversuche bzw. das Leid der Versuchstiere zu vermeiden oder zu verringern:
- Replacement: Ersatz von Tierversuchen durch tierversuchsfreie Verfahren
- Reduction: Reduzierung der Zahl der notwendigen Tierversuche und der Menge der dafür eingesetzten Versuchstiere
- Refinement: Verfeinerung und Verbesserung der Versuchsabläufe, so dass die Leiden der eingesetzten Versuchstiere gemindert und mehr sowie gezieltere Informationen aus Experimenten gewonnen werden
Diesem Konzept folgend, bemühen sich Gesetzgeber, Industrie, Forschung und Tierschutz um die Entwicklung und Etablierung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden im gesamten tierexperimentellen Spektrum. Die 3R-Forschung erstreckt sich vor allem auf drei Bereiche:
- Gebiete, in denen Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind, also beispielsweise die Zulassung von Medikamenten und chemischen Stoffen oder die Routineprüfung von Impfstoffen
- Die Entwicklung tierversuchsfreier Methoden für die Grundlagenforschung
- Die Verwendung tierverbrauchsfreier Methoden in der Lehre
Wir von CD finden, dass dieser Ansatz des konstruktiven Auseinandersetzens mit dem Thema sehr viel mehr erreichen kann, als lauthals mit dem erhobenen Zeigefinger auf angebliche „Bösewichte“ zu zeigen.
Unser Fazit:
Informieren & Handeln statt meckern lautet die Devise. Es ist völlig unrealistisch, dass Tierversuche komplett über Nacht aufhören. Umso wichtiger ist es, dass wir schrittweise Verbesserungen herbeiführen. Das Langfrist-Ziel muss natürlich die vollständige Abschaffung aller Tierversuche sein. Das wird aber nur Schritt für Schritt möglich sein. Die Stiftung SET ist hier ein möglicher Weg. Wir finden es besonders gut, dass die Ergebnisse und Erkenntnisse, die diese Stiftung erarbeitet, nicht exklusiv nur einem bestimmten Unternehmen oder Industriezweig zur Verfügung gestellt werden, sondern der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, damit alle davon profitieren – besonders die Tiere.
Wer Interesse an den Projekten der SET hat, oder sogar selber spenden möchte, kann sich hier näher informieren:
www.stiftung-set.de.
Links zu Tierschutzorganisationen:
Stiftung SET
BMT: Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Bundesverband der Tierversuchsgegner/Menschen für Tierrechte e.V.
Bundesverband Tierschutz e.V.
Deutscher Tierschutzbund e.V.
ECEAE : Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen
EUROGROUP: European Federation of Animal Protection Organisations